11. Juli 2017
Placebo
Live at Sunset
Die Alternativ Rock Band Placebo war in diesem Jahr erstmals am Live at Sunset auf dem Zürichberg zu Gast.
Etwas unterkühlt, wie das Wetter, betraten die zwei Hauptprotagonisten Stefan Olsdal (Bass) und Brian Molko (Gesang, Gitarre) mit Ihrer Tour-Band nach einem langen Intro die Bühne.
Der Opener «Pure Morning» weckte das Publikum schon mit den ersten Tönen. Es wurde recht munter mit geklatscht und gehüpft. Die Band selber liess sich von der Stimmung jedoch nicht gross anstecken. Nüchtern und ohne grosse Interaktionen spielten sie Song um Song. Da wurde selbst ein Gitarrenwechsel zum Ereignis.
Auf Wunsch der Band war das Fotografieren auch mit Handy nicht gestattet. Schon komisch so ein Publikum ohne Leuchtende Bildschirme zu sehen. Man kann sich aber durch aus dran gewöhnen. Leider wussten viele Besucher/Innen nach einigen Songs nichts mehr mit ihren Händen anzufangen. Das Bier war leer und alleine Klatschen ist ja auch komisch, deshalb war es ab Mitte des Konzerts recht ruhig in den sehr gut gefüllten Stehplätzen. Die gedeckten Sitzplätze waren dafür eher spärlich besetzt. Dort war die Stimmung noch trockener. Ein artiger Applaus nach jedem Stück und das war es dann auch schon. Das Live at Sunset ist ein toller Event, um Musik zu hören. Wilde Partys kann man anderen Orten feiern.
Das ist auch völlig in Ordnung.
Die Setliste von Placebo war dann auch durchmischt mit ruhigeren klängen. Wenn man die Augen geschlossen hielt und einfach nur den Sound in sich aufsaugte, hatte man bald ein ausverkauftes Stadion vor den Augen. Diese grossartigen Hymnen wie «Twenty Years» passten aber schon perfekt in das Ambiente auf dem Dolder.
Richtig rockig wurde es dann doch noch. Mit «For what its worth» vom «Battle for the Sun»-Album aus dem Jahre 2009 liesen es die britischen Gentleman so richtig krachen.
Erstaunlich, wie Placebo ohne grosse Worte, das Publikum jederzeit im Griff hatten.
Auch das Bühnenbild, mit einer grossen LED-Wand, wirkte für die heutige Zeit schon fast Unspektakulär, erfüllte mit der Live-Übertragung jedoch ihren Zweck und die Bilder passten zum eigenwilligen Indie / Alternativrock von Placebo.
Auch wenn das Ganze auf den ersten Blick lieblos heruntergespielt schien, war es ein grossartiges Konzert. Ohne viel drum herum stellten Moloko und Olsdal ihre Arbeit der letzten zwanzig Jahre in den Vordergrund. Dies funktionierte zu jedem Zeitpunkt und wurde nie langweilig.
Schön, dass es neben den Gross-Produktionen und den Clubkonzerten auch einen Mittelweg gibt. Die ca. 2500 Besucher/Innen wurden jedenfalls glücklich nach dem Kate Bush-Cover «Running Up That Hill (A Deal with God)» als Zugabe in die kühle Sommernacht entlassen.