13. Juni 2024
Greenfield Festival Tag 2
Flugplatz Interlaken
Am feministischen Frauenstreiktag gab es im frühen Nachmittag mit der Punk Band The Baboon Show (Titelbild) aus Schweden gleich Frauenpower am Mikrophon und am Bass. Cecillia Boström (Gesang)
Frida Ståhl (Bass) hatten an diesem Tag besonders viel Spass bei der Arbeit.
Allgemein war die Stimmung auf und vor der Bühne den ganzen Tag sehr gelöst. Sämtliche Wetterprognosen zum Trotz blieb bis auf ein paar wenige tropfen trocken.
Allgemein war an dem Tag Frauenpower angesagt. Unter anderem freute sich Guano Apes Sängerin, Sandra Nasić, über die grandiose Aussicht auf die Berge von der Bühne aus.
Generell wird das Greenfield Festival nicht nur von den Besuchenden, sondern auch von den Bands und dessen Staff sehr geschätzt. Ist ja auch klar, eine Landschaft wie im Berner Oberberland ist und bleibt einzigartig. Kein Wunder kommen die Bands immer wieder gerne aufs «Bödeli.» Damit ist der Landteil zwischen dem Thuner- und dem Brienzersee, mit Interlaken und den kleinen Gemeinden rundherum gemeint.
Natürlich gab es auch auf der kleineren Eiger Stage ein abwechslungsreiches Line-up, unter anderem mit Future Palace, eine Post-Hardcore Band aus Berlin, die mit Maria Lessing ebenfalls eine gewaltige weibliche Stimme am Mikrophon hatten.
Den Vorwurf aus vergangenen Jahren, es gebe zu wenig Frauen auf den Greenfield Stages wurde dieses Jahr also mit den genannten und weiteren Bands klar entgegengehalten.
Ein grosses Highlight, ja schon ein Co co Headliner waren die Schweizer Folk Metaler*innen von Eluveitie. Neben dem Winterthurer Christian «Chrigel» Glanzmann bekam Fabienne Erni bedeutend mehr Gesangsparts zu geteilt. Das ganze harmonierte hervorragend und man glaubt es kaum, auch die Person am Mischpult kriegte es hin, dass Glanzmanns Gutturaler Gesang nicht im Instrumentalen teil unterging.
Die neunköpfige Band machte auf mich einen extrem spielfreudigen Eindruck, wie ich es noch selten erlebt habe. Eluveitie habe ich übrigens an meinem ersten Greenfield Festival 2010 zum ersten Mal gesehen.
Natürlich habe ich den erfolgreichen Schweizer Musikexport immer wieder live gesehen.
Ein wenig grotesk ist es ja schon, dass eine Schweizer Band im Ausland mehr Anerkennung bekommt als im eigenen Land. Leider ist dies aber kein Einzelfall…
Der offizielle Co Headliner war Dropkick Murphys, die Irish Punkrockband aus Boston, Massachusetts wissen ganz genau wie man eine Crowd wie in Interlaken zum Ausflippen bringt. Ich freute mich vor allem auf ihr opener «The Boys are Back.» Sänger Al Barr und seine Männer enttäuschten mich keine Sekunde. Beim besagten Song gab es Ausschnitte aus guten alten NHL Zeiten, als die Boston Bruins, das ist die Eishockeymannschaft, noch den Gegner zum Stadion hinausprügelten. Als ehemaliger Hockeyspieler und grossen Fan dieser Sportart amüsierte ich mich sehr über diese Einspieler.
Aber der ganze Auftritt der US-Amerikaner war einmal mehr ein Riesen-Spass, eben «The Boys are back and they're looking for trouble.»
Wer sich selber von der Stimmung anstecken lassen will, die Dropkick Murphys kommen am 25. Januar 2025 nach Zürich-Dübendorf in The Hall. Tickets gibt es Jetzt bei Ticketcorner.
Bevor der unnötigste und meiner Meinung nach unpassendste Act, The Prodigy, an einem Punk und Metal Festival auf die Bühne kam, gab es auf der Eiger Stage noch ein letztes Mal gute Musik an diesem Abend.
Kvelertak (norwegisch für „Würgegriff“) überzeugten mit einem aggressiven Auftritt. Besonders der neue Sänger Ivar Nikolaisen (seit 2018) kannte kein Halten mehr.
Das war grosses Kino und das Publikum dankte es den Norweger mit zahlreichen Circle Pits.
Wer jetzt eine Hasstirade auf die Engländer, Techno … was auch immer, «Musiker» erwartet, muss ich ein wenig enttäuschen. The Prodigy war nie mein Fall und wird es nie sein. Sowas gehört an die Streetparade. Es gibt aber eine nette Geschichte zu dem Duo.
Eine 73-jährige Frau war nämlich so Fan, dass sie sich nach Interlaken traute, um ihre Helden live zu erleben. Eine Besucherin organisierte einen Stuhl, damit die rüstige Rentnerin nicht mehrere Stunden stehen musste. Genau solche Aktionen sind bezeichnend für die Metal Szene. Alle, wirklich alle sind willkommen und man schaut aufeinander.
The Prodigy ach was soll ich über ein Duo schreiben, die mir noch nie gefallen haben und nie gefallen werden.
Sicher, die Lightshow war schon beeindruckend, wenn man Strobos in allen Farben gut findet. ach ja die Engländer warnten davon, dass Laserpointer nichts an ihren Konzerten verloren haben, da sie epileptische Anfälle auslösen kann. Das Publikum 90 Minuten anblitzen ist aber kein Problem …
Mehr muss man, glaube ich, nicht dazu sagen.
Um den schönen Tag nicht ganz so negativ ausklingen zu lassen, ging ich noch mit Fotografenkollegen ins Rockstar Zelt. Dort tanzten ein paar bildhübsche Girls auf der Bühne und zeigten ihr Können an der Poledance Stange. Um zwei Uhr war es dann endgültig Zeit für den Schlafsack. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.