15. Oktober 2019
Brad Paisley & Ward Thomas
Baloise Session Basel
Was ist Country? Dieses Genre ist eigentlich nicht anderes als die Amerikanische Version der Schweizer Volksmusik. Zum Teil etwas wehmütig wie ein Jodellied aus den Alpen. Dann wieder beschwingt und voller Lebensfreude wie ein Ländler. Den Machern der Baloise Session ist es gelungen mit den englischen Zwillingsschwestern Ward Thomas und dem amerikanischen Superstar Brad Paisley ein Country Music-Paket zu schnüren, das seinesgleichen sucht.
Den Abend eröffneten die beiden jungen Damen Elisabeth Ward Thomas (Vocals) und Catherine Ward Thomas (Guitar, Vocals) mit ihren beiden Mitmusikern Gabriel Piers Mantell (Keys) und Billy Fearghas Adamson (Drums)
Während dem 45 Minuten dauernden Set, versuchte ich den Countrysound heraus zuhören. Ward Thomas klingen zum Teil sehr poppig und dann gibt es doch wieder Passagen, die dem Country näher sind. Ihr Auftritt als solches war sehr erfrischend und konnte sehr gut unterhalten. Es war für sie eine neue Erfahrung auf einem Flughafen zu landen, der in Drei Ländern steht. Gemeint war der EuroAirport in Base,l der auch auf deutschem und französischem Boden gebaut ist. Sie waren bereits einmal in Zürich, in Basel seien sie aber zum ersten Mal, verrieten sie. Nach ein paar Balladen im Mittelteil wie das «Cartwheels», zu dem es übrigens ein sehr schönes Video auf Youtube gibt, kam bei «No Filter» wieder mehr Tempo auf. Nach dem Konzert gaben die Zwillinge vor dem Saaleingang Autogramme und standen für etliche Selfies zur Verfügung. Sowohl Elisabeth wie Catherine sind sehr aufgestellt und hatten richtig Spass mit den Fans.
Brad Paisley ist ein Country Superstar, der rein von seiner Bekanntheit her das Hallenstadion mit 13’000 Plätzen füllen könnte. Wie Festival CEO Beatrice Stirnimann sagte, lag ihm auch ein Angebot vor. Der Amerikaner zog es aber vor, sein allererstes Schweizer Konzert in der intimen Clubtisch-Atmosphäre der Baloise Session zu geben. Man sah den Stolz und die Vorfreude über den Coup, den Stirnimann und ihr Team erzielten, richtig an. Zweifellos sind diese Gefühle berechtigt. Für einmal siegte Qualität über die höhere Gage, die Paisley sicher mit einem Konzert im ehemaligen «Wädlitempel» bekommen hätte.
In der Event Halle sah man überall Cowboyhüte und Stiefel mit Fransen. Der American Lifestyle war überall auffindbar, wie sich das gehört.
Seine siebenköpfige Band stand schon bereit, als Brad Paisley über die Lautsprecher als Gitarren-Virtuose und begnadeter Songschreiber angekündigt wurde. Dann kam er endlich unter tosendem Applaus auf die Bühne und legt mit viel Power los. Paisley wirkte sehr bodenständig. Dank drei Mikrofone am Bühnenrand, konnte er sich frei bewegen. Dies tat er auch sehr zur Freude der Fans. Immer wieder wechselte er seine E-Gitarre, oft sogar während er schon am Singen war. Es gibt also auch Männer, die multitaskingfähig sind liebe Damen …
Brad Paisley’s Gitarrenspiel darf man durchaus mit einem Mark Knopfler vergleichen. Immer wieder wanderte mein Blick auf die Leinwand, wo man seine Fingerfertigkeit an den Saiten bewundern konnte. Musikalisch ist es, soweit ich das beurteilen kann, klassischer Country mit ein wenig Rock’n’ Roll-Einfluss. Ähnlich wie man es von Jonny Cashs Sound kennt. Da war also richtig viel Power drin. Bei «Old Alabama» war sogar noch Blues vertreten. Die Songs waren alle sehr abwechslungsreich. Neben seinem dominanten Gitarrenspiel hörte man immer wieder die für dieses Genre typische Steel Guitar, gespielt von Randle Currie, heraus. Die Steel Guitar muss man sich wie ein Hackbrett vorstellen. Die Seiten werden aber mittels Metallringe an den Finger gezupft, und nicht wie bei der Schweizer Variante geschlagen.
Natürlich stürmten die Fans an die Bühne, sehr zur Freude von Paisley. Er lieh sich kurzum ein Handy aus und machte ein Selfie von sich und der Crowd. Ein Junge wurde sogar mit einer Gitarre beschenkt. Er freu sich, wenn er in ein paar Jahren noch darauf spiele und sonst soll er sie bei Ebay versteigern, sagte Paisley begleitend.
Paisley begeisterte mit seiner grossartigen musikalischen können und seinem spitzbübischen Humor. Zudem war der Amerikaner sehr gut über unser Land Informiert. Er stellte fest, dass wir in der Schweiz vier Sprachen sprechen. Bei ihm in der Band spreche man nur eine.
«This is Country Music» war nicht nur das Motto des Abends, es ist auch ein Song vom gleichnamigen Album von 2010, dass auf der Setlist nicht fehlen durfte.
Der junge Amerikaner ist der Beweis, dass Volksmusik aus den USA nicht einfach nur eintönig sein muss und sehr unterhaltend sein kann.
Die Baloise Session bieten für rund 1’500 Freunde gepflegter Konzertatmosphäre seit Jahren immer wieder Musikgenuss auf höchstem Niveau und in einzigartiger Ambiance. Dies war sowohl bei Herbert Grönemeyer als auch bei Brad Paisley und den herausragenden Support Acts nicht anders.
Kein Wunder sind die Konzerte jeweils kurz nach Vorverkaufsstart ausverkauft.