19. Februar 2018
Scooter
Hallenstadion
Zürich
Normalerweise verarbeitet man am Montagabend die Nachwehen des Wochenendes.
An diesem 19. Februar ist aber alles ein wenig anders: Hardstyle Legende H.P Baxxter, besser bekannt als Scooter, war mit seiner «Wild and Wicked -25th anniversary»-Tour im Hallenstadion Zürich. Damit es ein wenig kuschliger im einstigen «Wädlitempel» war, stand die Bühne in der Mitte der Halle. So fasste die Location ca 6’000 Fans.
Der Bühnenaufbau mit diversen LED-Screens in verschiedenen Grössen war recht beeindruckend und lies auf eine spektakuläre Show deuten.
Man konnte sich natürlich fragen was heisst «spektakulär»? Ist es die Musik? Nein, die kennt man und kann von Scooter nicht viel Neues erwarten. Also wird es wohl auf das Visuelle beschränkt sein. Und so war es dann auch. Wären des Intros wurde eine grosse Faust Richtung Hallendach gezogen und daraus erhob sich der Mittelfinger. Eine nette Geste gegenüber dem Publikum immerhin zahlen diese Leute dem Trio den Lohn.
Danach betraten die Tänzer und Tänzerinnen mit Flaggen die Bühne.
Mit «One (Always Hardcore)» heizten Scooter ein erstes mal dem völlig euphorischen Schweizer Publikum ein.
Dass bei den einstigen Techno-Pionieren keine lyrischen Gedichte oder komplizierte Gitarrenriffs zu erwarten sind, war schon beim Betreten der Halle klar. Scooters Musik lebt von den stampfenden Bässen und den immer wiederkehrenden Synthesizer-Melodien. Bei Songtiteln wie «Jigga Jigga!» aus dem Jahre 2004 geht es sicher mehr um den Spass als um den Inhalt. Das Konzept geht aber bereits ein Vierteljahrhundert auf und die Leute von jung bis junggeblieben fühlen sich wieder in ihre Jugendzeit zurück versetzt.
Machen H.P. Baxxter und seine Kumpels, an den Synthesizer Phil Speiser (seit 2014) und Michael Simon (seit 2006), in dem fall alles Richtig? In ihrem Genre sind sie sicher nach wie vor eine Grosse Nummer und wissen zu überzeugen. Einzig die Tanzeinlagen der Damen in ihren sexy Kostümen und die durchtrainierten Herren erinnerten an ein Aerobic-Video aus den 80er Jahren. Jane Fonda hätte da sicher weit mehr Freude an Turnübungen gehabt. Ob das fast nonstop hüpfende Publikum die Animationen wahr genommen hat, ist schwer zu beurteilen.
Als überzeugten Rockfan und stiller Beobachter wirkte das Gezeigte komisch. So toll wie das hüpfende Volk von oben aussah, so peinlich waren die Fans in der Disziplin «Arme Schwenken». Da war das Taktgefühl schlicht nicht vorhanden. Es sei ihnen verziehen, da es ja mehr Party mit Live-Animation als Konzert war.
Mit der zweiten Zugabe, einem Medley aus «Move Your Ass! / Friends Turbo / Hyper Hyper / Move Your Ass» ging ein Partyabend zu Ende, der vielen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Auf dem Herren-WC stellte ein Besucher fest, dass an diesem Abend nicht die ZSC Lions anwesend seien, der Unterhaltungswert aber nicht viel höher sei. Man kann das einfach mal so stehen lassen …