2. März 2019
Ohh lala Cherie
Plaza Klub Zürich
Ausser Art Director, Emma Mylan standen am vergangenen Samstag alles Artisten auf der Bühne, die man im Plaza Klub noch nie gesehen hat.
Dank Host Virgin Xtravaganzah war es an diesem «Sabbath» nicht einfach eine Burlesque Revue, nein, es wurde eine sehr unterhaltsame «Messe» zelebriert.
Selbst das sonst so frenetische Zürcher Publikum erstarrte fast vor Ehrfurcht als die englische Drag Queen die Bühne betrat. Es ist Virgin den ganzen Abend nie richtig gelungen das Eis zum Publikum zu brechen. Seine Moderation war jeweils mehr ein kurzer Monolog. Ohne grosse Interaktionen zog er sein Ding durch. Obwohl es etwas ungewohnt wirkte, fand ich seinen Stil sehr gut. Besonders seine Lieder, bekannte Covers mit eigenen Texten, waren sehr unterhaltsam und lustig. Höhepunkt war das Cover des Beatles-Klassikers «Let it Be». Dabei sang Virgin über das menschliche Bedürfnis, das Wasser zu lösen, was dann zu «Let it Pee (in the Bathroom)» wurde. Unmittelbar vor der Pause war der Song sehr passend. Ich möchte ja nicht wissen, wieviele Männer beim Verrichten der Notdurft noch das Lied auf der Toilette gesungen haben ...
Mit Marie Devilreux und Jolie Papillion, beide aus London, gab es jeweils zwei sehr schöne ästhetisch Burlesque Performances zu sehen. Vor allem die elegante schwarzhaarige Jolie Papillion gefiel mit ihrer energiegeladenen Darbietung extrem gut. Es ist Ihre Leichtigkeit und Unbeschwertheit beim Tanzen, die an den Papillion, den Schmetterling, erinnerte. Jolie war an diesem Abend auch dank ihrer Sexy Champagnerdusche eine der herausragenden Figuren im Plaza Klub.
Marie Devilreux überzeugte ebenfalls mit einer energiegeladenen Performance. Marie wirbelte wie wild über die Bühne und doch hatte das Ganze eine gewisse Eleganz, während sie sich auszog. Zum Schluss gab es noch ganz wenig Feuer. Sie steckte für den «Nipple Tassel Twirl» die kleinen Kordeln in Brand und drehte sie mittels Schulterbewegung. Nippel Tassel nennt man die meist kunstvoll verzierten Buttons, die die Brustwarzen abdecken.
Für kurze, aber intensive Panikattacken sorgte der Franzose Serge Violland. Mit seinem überdimensionalen Würfel (jeweils 1,5 Meter Kantenlänge) brauchte er viel Platz, vor allem auch in die Höhe. Diese Voraussetzungen bietet das Plaza nur bedingt. So schwang er sein Arbeitsgerät des öfteren über den Köpfen der vordersten Reihe. Die dort sitzenden Leute zuckten jeweils kurz zusammen als sie den Windstoss spürten. Die Akrobatiknummer als solches war genial zum Zusehen und brachte zudem etwas Abwechslung in die Show.
So gut wie die erste Nummer von Serge Violland war, so langweilig und belanglos war sein zweiter Auftritt. Man muss ihm aber zu gute halten, dass er mit der einen Person aus dem Publikum einfach Pech hatte. Der Mann war einfach nur besoffen und strapazierte die Nerven von Serge und dem Publikum bis auf's Äusserte.
Die wankende Schnapsflasche und eine weibliche Person aus dem Publikum, mussten ein Stück WC-Papier halten und Serge Violland durchtrennte das Papier mit einer Peitsche. Eine nicht sonderlich kreative Nummer. Ebenfalls verstand ich nicht so ganz, was die dritte Person, die er als Jesus am Kreuz hinstellte, genau für eine Funktion hatte, ausser sich auf der Bühne blosszustellen. Es fällt mir schwer, so etwas zu sagen, aber diese Nummer war schlicht das Schlechteste, was ich je auf einer Burlesque Bühne gesehen habe.
Die Königin der Ohh lala Cherie-Revue, Emma Mylan, ist und bleibt das Mass aller Dinge, wenn es um Feuer-Performance geht. Das war an diesem Samstag nicht anders. Emma startete spektakulär auf der Bühne und wechselte für ihr heisses Finale auf die Bar. Emmas Performance war einmal mehr eine Machtdemonstration. Die Ausstrahlung und Eleganz, wenn Emma tanzt, ist in der Szene schon fast einzigartig.
Kontorsionisten sieht man immer häufiger auf Burlesque und Varieté Bühnen. Sheyen Caroli aus dem spanischen Valencia stand schon von Hamburgs Schmidts Tivoli bis zum Friedrichsbau Varieté in Stuttgart auf der Bühne und tourte mit einem spanischen Zirkus durch ihre Heimat.
Ihre Performance war sehr hochstehend, aber nichts Neues. Klar, der kreative Spielraum ist bei dieser Kunst etwas eingeschränkt. Als kleines Intermezzo kam Sheyen nochmals auf die Bühne und zeigte, dass man den Pfeilbogen auch mit den Füssen abschiessen kann. Das sah hingegen sehr spektakulär aus und war ein echter Höhepunkt ihrer Performance.
Auf den ganzen Abend gesehen war es eine unterhaltsame Show mit einigen grossartigen Momenten. Die richtig spannenden Momente fehlten, abgesehen von Emma Mylans Feuershow, aber.
Möglich, dass ich einfach extrem verwöhnt bin.
All Pictures © Christoph Gurtner
Ohh! Lala! Cherie! at Plaza Zürich
Art Director: Emma Mylan