23. + 24. Juni 2017
Liestal Air
Gestadeckplatz
Liestal
Freitag, 23. Juni 2017
Blue Carpet sind fünf junge Musiker, die sich 2016 entschlossen, am Bandcontest Firewire mit zu machen. Die Band gewann den Contest und wenn man ihnen zuhört und zusieht, hat man nicht das Gefühl eine ca. ein Jahr alte Band auf der Bühne zu sehen. Auch wenn sie ihre Nervosität nicht verstecken konnten, hatten sie ihre Instrumente jeder Zeit im Griff und begeisterten das kleine Publikum mit viel Funk und Jazz. Sie spielten ein instrumentales Set das aus Cover und eigenen Kompositionen bestand. Ein besonders grosses Kompliment waren die absolut verdienten Zugaberufe. Natürlich durften sie noch einmal auf die Bühne.
Als Opening Act haben sie ihre Aufgabe hervorragend gemeistert.
Ach wenn die Mandoline am Anfang etwas zickte und keinen Ton von sich gab, ging es dann mit einem neuen Kabel los.
Die Oltener Band Memory of a Elephant spielten einen abwechslungsreichen Mix aus Folk, Rock und Country. Das Ganze erinnerte ein wenig an Woodstock und einen Song später wieder an den Roadtrip durch die USA.
Musikalisch sind Memory of a Elephant sehr unterhaltsam. Optisch wirkte das Ganze etwas steif.
Das etwas zahlreichere Publikum hatte Spass und machte gut mit.
Das Festival war nun so richtig lanciert, die Pfadfinder/Innen am Bierstand gaben mächtig Gas und verkürzten die Wartezeit auf ein Minimum. Auch beim Essensstand ging es zügig vorwärts und der Rockstar Burger war richtig gut.
Das Publikum teilte sich ein wenig auf die Festtische und vor der Bühne auf. Es herrschte eine angenehme Volksfeststimmung.
Veronica Fusaro war dieses Jahr mit dem Best Talent Swiss Music Award nominiert worden.
Die junge Frau aus Thun hat Gitarrenunterricht genommen. Als das zu langweilig wurde, brachte sie sich alles bei, was es braucht um eine CD aufzunehmen. Es entstand eine EP die sie im Keller des Elternhauses aufgenommen hat.
Ihre Musik ist sehr ruhig und doch emotional. Mit Ihrer Band, bestehend aus Gitarre, Bass und Drums, bringt sie die druckvolleren Songs sehr gut hinüber. Es kam sogar etwas Partystimmung auf und das Publikum begann sich zu bewegen.
Das Highlight ihres Auftritts waren aber ihre Solo Nummern, die sie auf der Akustikgitarre begleitete. Die erst 19-jährige Singer-/ Songwriterin wirkte in diesen Momenten extrem routiniert. Grosses Publikum ist Veronica gewohnt. Mit 16 Jahren war sie bei «The Voice of Switzerland» im Team von Stefanie Heinzmann. Den beiden ist auch eine gewisse Ähnlichkeit nicht ab zu sprechen. Der Sound hat bei den schnelleren Nummern auch diesen speziellen Grove. Die Brille und die Turnschuhe erinnern auch optisch an die Walliserin.
Mit Veronica Fusaro hat die Schweiz eine weitere starke Stimme, der man nur viel Erfolg wünschen kann.
«Tschou zäme, mir sie Züri Wescht vo Bärn» Nach dem ersten Song ist das seit 33 Jahren die Kult Begrüssung von Kuno Lauener und seiner Band Züri West.
Lauener ist ein Geschichtenerzähler. Die Texte handeln vom Leben, von verflossener Liebe «Elvis» oder vom Bordellbesuch «I Schänke Dir mis Härz». Die unverkennbare Präsenz des Sängers drängt seine Mitspieler in den Hintergrund. Ausser beim instrumentalen Teil dürfen seine Gitarristen Markus Fehlmann und Tom Etter (seit 2000 dabei) neben ihm stehen und ihr Können zeigen. Auch Kuno Lauener schnallt sich immer wieder die Gitarre um.
Kuno ist nicht dafür bekannt, dass er viel redet zwischen den Songs. Ein paar Anekdoten lagen dann doch drin. Er fragte so nebenbei, ob es in Liestal das Palazzo (ehemaliger Jugendklub) noch gäbe? Er habe dort 1979 mit seiner ersten Band «Desiree» zum ersten Mal im Ausland, also ausserhalb des Kantons Bern vor 25 Personen gespielt. An diesem Freitag war der Pausenplatz mit geschätzten 2000 Besucher/Innen doch etwas besser besucht.
Dass Züri West nicht einfach eine weitere Schweizer Band ist, sondern gestandene Musiker hinter diesem Namen stehen, ist kein Geheimnis. Da die Set Liste immerhin dreissig Song stark war, mussten einige Songs etwas gekürzt werden. Dadurch wirkte das Konzert etwas nervös und emotionslos herunter gespielt. Man tut der Band aber unrecht. Es war einfach die fehlende Zeit, die mehr Interaktionen mit dem Publikum zugelassen hätte. Züri West ist eine erstklassige Live Band. 15 Alben in über drei Jahrzehnten spricht schliesslich für viel kreatives Schaffen. Auch ihr neustes Studio Album «Love» (veröffentlicht am 2. April2017) stieg auf Platz 1 der CH- Charts ein.
Züri West präsentieren neben den neuen Songs eine ganze Reihe von ihren unverkennbaren Hits. Es war eine kleine Zeitreise durch den Berner Mundartrock. «Irgend einisch fingt s Glück eim», an diesem Abend hat mich das Glück tatsächlich gefunden. Zum ersten Mal am Liestal Air dabei zu sein, einen lustigen Abend mit Bekannten zu verbringen und kein Heineken Trinken zu müssen, es gab einheimisches Ziegelbräu, das ist doch wahres Glück an einem Sommerabend.
Dazu machte der qualitativ sehr gute Sound und die tolle Stimmung den ersten Tag am Liestal Air zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Samstag 24. Juni 2017
Ob die unglaubliche Pünktlichkeit an diesem Festival mit der Militärkaserne in unmittelbarer Nähe zu tun hat, ist nicht bestätigt, macht diesen Anlass nicht weniger sympathisch. Ebenfalls viel Sympathiepunkte konnte die erste Band Boxitos sammeln.
Die achtzehn-köpfige Formation ist ein Projekt der Eingliederungswerkstätte Baselland. Junge Menschen mit und ohne geistiger- oder körperlicher Behinderung machen mit viel Begeisterung einen Mix aus World Music, Rock, Rap und Hip-Hop.
Der Enthusiasmus und der Einsatzwille von diesen Menschen, ist beeindruckend. Dass es keine hochstehende Darbietung war spielt keine Rolle.
Das Projekt als solches ist lobenswert und hat die Plattform am Liestal Air sicher verdient.
Nach den Boxitos ging es mit dem Duo Marey aus Biel weiter.
Duo? Da sind aber vier Personen auf der Bühne. Die Hauptpersonen sind Maryam Hammad (Gesang und Gitarre) und Aurèle Louis (Cello und Bass). Die Seeländer unterhielten das Publikum mit sehnsüchtigen traurigen Songs über Liebeskummer und Beziehungen, die in die Brüche gingen. Besonders Aurèle Louis mit seinem Cello unterstrich die traurige und sehnsüchtige Stimme von Maryam Hammad. Die beiden wurden von Leadguitarre und Drums unterstützt. Nach den ausschliesslich englischen Songs, läutete das Cover von Marlene Dietrichs Klassiker «Sag mir wo die Blumen sind» den Schlussteil ein. Mit viel Applaus belohnt wurden die vier Vollblutmusiker von der Bühne entlassen, um sie mit Zugabe Rufen wieder zurück zu holen. Ein sehr gefühlvolles Konzert der Bieler kam zu einem würdigen Abschluss.
Zugegeben, ich musste zuerst Googeln um zu erfahren wer Sarah Connor ist.
Obwohl sie erst 15 Jahre im Musikgeschäft ist, zeigt die Wikipedia-Seite einen beachtlichen Eintrag. Mit ihrem siebten Album «Muttersprache» beweist die 37 jährige norddeutsche Mut, weil sie in Deutsch und nicht mehr englisch singt.
Ihre gleichnamige Tour führt Sarah Connor für ein exklusives Konzert ins Baselbiet.
Während dem Intro ist die Bühne noch hinter einem schwarzen Vorhang versteckt. Als dieser fällt ist die Begeisterung im eher jungen Publikum gross. Connor steht mit einem raffiniert geschnittenen Kleid auf der Bühne. Der Ventilator bläst ihr blondes Haar zurück und auch den Hut vom Kopf.
Strahlend begann sie das Konzert mit «Halt mich» von Ihrem aktuellen Album. Das Publikum war auch bei den neuen Songs sehr textsicher, was Connor gerne zur Kenntnis nahm und so die Fans immer wieder zum Mitsingen animierte.
Die Nähe zum Publikum machte die Sängerin und vierfache Mutter sehr sympathisch.
Sie nahm auch in der Mitte des Konzerts ein Mädchen auf die Bühne und sang mit ihm zusammen einen Song. Die junge Dame wird diesen Abend bestimmt nicht so schnell vergessen, ebenso wie ein anderer Fan, die ein Foto mit ihr machen durfte.
Das Liestal Air erlebte ein sehr unterhaltsames Konzert mit einer aufgestellten Sarah Connor.
Allgemein war die Stimmung am zweiten Festival Tag, wie schon am Tag zuvor sehr ausgelassen.
Die Location auf dem Schulhausplatz und das perfekte Wetter trugen sicher auch dazu bei, dass die Volksfest Stimmung auch am zweiten Tag spürbar war.
So pünktlich wie die Konzerte begonnen hatten, war um 22:30 Uhr Schluss und die zwölfte Ausgabe des Liestal Air auch schon wieder Geschichte.
Das Publikum wurde begeistert in die laue Sommernacht entlassen und mancher Besucher/In wird wohl schon dem nächsten Festival im Städtchen Liestal entgegenfiebern.