23.November 2017
Marilyn Manson
Samsung Hall
Am 30. September hat sich Marilyn Manson bei einem Konzert in New York schwer verletzt. Ihm ist eine der beiden Pistolen, die im Hintergrund der Bühne als Deko montiert waren, auf das Bein geknallt. Die Show musste abgebrochen und neun weitere Konzerte in den USA verschoben werden.
Lange war ungewiss ob der Ausnahme-Künstler seine Europa Tournee zum zehnten Studio Album «Heaven Upside Down» antreten kann.
Glaubt man den Fans und Medien, komme er mit Rollator auf die Bühne und sei in nicht sehr guten Verfassung. Der Auftritt in München löste viel negative Kritik aus. Mir war also schon fast Angst und bange ob all den Vorinformationen.
Bevor der «Teufel der Musikindustrie» auf die Bühne kam, gab es zu erst ein Set von She DJ Amazonica. Einen DJ als Einheizer auf die Bühne zu stellen, ist schon fast todesmutig und kann eigentlich nur schief gehen. Da nützte es auch nicht viel wenn die «Knöpfchendreherin» eine hübsche junge Frau ist. Immerhin war die Song-Auswahl unter anderem mit «Killing in the Name of» von Raise Against The Maschine ganz gut. Dazu mixte sie weitere Rock- und Metal-Klassiker. Dennoch machte sich Langeweile in der fast ausverkauften Samsung Hall breit. Es war wohl auch niemand traurig als die Dame ihr Mischpult wieder abräumte und ihre USB-Sticks versorgte.
Dann endlich: Licht aus. Die Bühne war von einem schwarzen Tuch verdeckt und aus den Boxen kam «This is the End» von den legendären Doors. Doch das Ende war es auf keinen Fall, auch ein Klassik-Intro trieb nur die Spannung in die Höhe. Dann die ersten Töne der Gitarre. Es tat sich also etwas hinter dem Vorhang. Plötzlich setzte der stampfende Rhythmus von Schlagzeuger Gil Sharone ein und eröffnete mit «Revelation #12» vom aktuellen Album das Set.
Manson selber surrte in einem für ihn zu einem Thron umgebauten Elektro Rollstuhl auf die Bühne. Im Sitzen zu singen ist bestimmt nicht einfach und braucht mehr Kraft. Die hatte Manson allerdings in Zürich. Immer wieder versuchte er Emotionen in seine Performance zu bringen, gestikulierte herum und lehnte sich über die Armlehne.Um seinen Fans näher zu sein wurde er von zwei Helfer die als Krankenpfleger verkleidet in einen normalen Rollstuhl gesetzt und an den Bühnen Rand geschoben. Allgemein fühlte sich der als «Enfant Terrible» geadelte Rockstar sehr wohl in Zürich und strafte seine Kritiker Lügen, denn unmotiviert war er nicht.
Immer wieder sprach er auch zu den Fans, erzählte dass er gerne hier ist und bedankt sich für ihr Treue.
Neben seinen düsteren Songs spielte er «Sick City», ein Cover vom kürzlich verstorbenen Sektenführer und Anstifter zum Massen-Mord Charles Manson. Von diesem Gewaltverbrecher hat Brian Warner so Marilyn Manson’s Bürgerlicher Name, einen teil seines Künstlernamen.
Anschliessend kam mit «Kill4me» wieder ein neuer Song, wohl ebenfalls eine Anspielung auf den erwähnten Verbrecher und Freund des Sängers und Kunstmalers.
Etwas eigenwillig war diese Künstler schon. Mir hat man im Vorfeld erklärt, dass man Marilyn Manson vier mal sehen muss, um ihn beurteilen zu können. Wenn mir jemand verspricht, dass die nächsten drei Auftritte mich auch so fesseln, dann freue ich mich auf einen gesunden Manson.