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30. August - 1. September 2019
Riverside Festival 
Aarburg

Herzlich willkommen liebe Musikfreunde zur grossen Rückschau auf das dreitägige Finale der Festivalsaison 2019 in Aarburg. Es warteten viele spannende Acts am Riverside Festival, die ich jeweils im direkten Vergleich gegenüberstellen werde. 

Aufgrund der Anzahl der Bands hat die erste, The San Joes, eine Wildcard. Und ganz ehrlich, die Band darf man mit nichts vergleichen, sie war an Langeweile und Ideenreichtum kaum zu unterbieten. Zum Glück war der Spuk schnell wieder vorbei.

 

Uriah Heep vs. Krokus

 

Im ersten richtigen Duell zwischen den Engländern Uriah Heep und den fast Lokal-Matadoren Krokus kommt es gleich zum ersten Gigantentreffen. Beide Bands sind schon lange im Geschäft und beide haben schon X Millionen Alben verkauft und sind mit Gold und Platin ausgezeichnet 

Punkto Power sind die etwas älteren Herren von Uriah Heep den Solothurner Krokus um einen Gitarrenhals an Länge voraus. Besonders Sänger Bernie Shaw ist aktiver und wilder auf der Bühne zudem hat er mehr Kraft in der Stimme und war während des 90 Minuten langen Gigs immer präsent. Es machte richtig Spass, Uriah Heep mit ihren unverwüstlichen Klassiker wie «Lady in Black» oder «Gipsy Queen» wieder zu sehen. Dass da alte Männer auf der Bühne standen, erkannte man nur an den weissen Haaren.

Krokus versuchten ihre gemächliche Show mit einigen Visuals und Pyrotechnik wett zu machen. Klar, Feuer geht immer und die Einspieler auf der LED-Wand waren auch cool. Das allein reicht aber nicht um bei diesen Duell zu punkten. Musikalisch sind es vor allem ihre Hits wie «Bedside Radio» oder «Tokio Nights», die nach wie vor überzeugten. Sänger Marc Storace ist ein grossartiger und charismatischer Frontman, dem man gerne zuhört. Aber auch er weiss, dass die Zeit von Krokus am ablaufen ist. Die «Adios Amigos»-Welttournee führt die Band noch einmal auf alle Kontinente, um ihren Freunden in Übersee noch good Bye oder eben Adios Amigos zu sagen. Das letzte Schweizer Konzert am 7. Dezember im Hallenstadion Zürich ist bereits ausverkauft. 

Dennoch geht das Duell klar an Uriah Heep.

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Die letzte Band am Freitag Abend, Tobias Sammet’s Avantasia, bekommt wieder ein Wildcard da es sonst rechnerisch nicht aufgeht. 

Edguy-Sänger Tobias Sammet schuf mit Avantasia eine Art Power Metal Zirkus. Neben seiner perfekt eingespielten Band, hat er mit Jørn Lande, Ronnie Atkins und Bob Catley hochkarätige Gastsänger dabei gehabt. Eine Avantasia-Show geht in der Regel drei Stunden. Da es am Riverside Festival aber die letzte Festival Show der Band war und erst um 23:00 Uhr los ging, wurde das ganze auf kompakte 90 Minuten zusammen geschrumpft. Dennoch zeigte Sammet viel Energie auf der Bühne. Ich habe selten einen so kommunikativen Sänger gesehen. Einerseits mag das okay sein, es erklärt aber wieso er so lange Gigs spielt. Wenn er einmal singt, bringt er viel Kraft und Emotionen in seiner Performance. 

Avantasia begeistetern das Publikum über die ganze Konzertdauer und waren somit ein schöner Abschluss eines ersten gelungen Festivaltags.

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Am Samstag besuchte ich zuerst das Route 66 Festival. Das Rockabilly Festival mit einer grossen US Oldtimer-Carshow ist ebenfalls einen Besuch wert. Obwohl ich nicht viel Ahnung von Autos habe und mich auch nicht gross dafür interessiere, war ich fasziniert von den gezeigten Fahrzeugen. 

Der Hauptgrund des Besuchs war aber der Coca Cola Pin-up-Contest. Mittlerweile ist dies der grösste Pin-up-Wettbewerb in Europa. Meine Erwartungen waren vielleicht etwas zu hoch. Immerhin gab es eine Reise nach Las Vegas für 2 Personen zu gewinnen und da erwartete ich eine hohes Niveau an Performances. Einmal kurz über den roten Teppich laufen und wieder verschwinden, war sicher nicht der Anspruch der Jury und die Gesangseinlage passt sicher gut an einen Talentwettbewerb, aber so richtig überzeugen konnte einen das nicht. 

immerhin gab es dann doch drei Teilnehmerinnen, die mit Witz, Charme und Siegeswillen überzeugten. Eine davon war Zürichs Burlesque Künstlerin Minouche von Marabou. Es zeigte sich einmal mehr, dass Publikums-Votings einer Lotterie gleichzustellen sind. Minouche und die schlussendliche Gewinnerin lieferten sich aber ein dramatisches Finale nach der dritten Messung des Applauses stand dann aber fest, dass Minouche hauchdünn (DB-Werte wurden nicht bekannt gegeben) den zweiten Platz belegte. 

Die Zürcherin zeigte mit «Ziegfeld's Dream» einen ihrer klassischen Burlesque-Acts. Mutig bei einem Publikum, das wahrscheinlich diese Kunstform nicht kannte oder versteht. 

Die Siegerin setzte auf eine typische 60er Jahre-Szene, indem sie die Wäsche von der Leine Nahm und sich danach hinter einer Wand wie man sie aus der Arztpraxis kennt umzog und so fantasievoll mit ihren Reizen spielte, ohne viel zu zeigen. Sehr sexy und unterhaltsam. Der Sieg war wie erwähnt hauchdünn, kann man aber so akzeptieren.

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Den ersten Act auf der Riverside Festival Bühne habe ich leider verpasst deshalb komme ich gleich zum ersten Duell des Samstag und das hat es in sich. 

 

The New Roses vs. Black Stone Cherry

 

The New Roses haben das Charisma, das Bon Jovi in den 90ern auszeichnete. Moderner und dennoch schmutziger Rock. Die Deutschen kamen selbstbewusst und mit viel Energie auf die Bühne und riessen das Publikum gleich mit. Mit ihrem neuen Album «Nothing but Wild», das seit dem 2 August erhältlich ist, machen The new Roses musikalisch einen weiteren Schritt nach vorne. Obwohl es die letzte Open Air Show war, spürte man die Spielfreude bis in den hintersten Winkel der Arena. 

Schon bald geht es auf grosse Deutschland-Tour, der Vorverkauf läuft auf Hochtouren. In München durfte eine Zusatzshow angekündigt werden und in Hamburg musste eine grössere Halle her. The New Roses sind am 25. Oktober 2019 in der Konzertfabrik Z-7 in Pratteln zu sehen. Bestimmt wird es wieder richtig laut und wild.

Die deutschen Hard Rocker legten auf jeden fall für ihre Kontrahenten mächtig vor. Die US-Amerikaner von Black Stone Cherry mussten sich etwas einfallen lassen, um das Publikum vor der Bühne zu begeistern. Mit ihrem Southern Rock gelang ihnen dies nicht schlecht. Leider flachte die Stimmung während des Gigs etwas ab und auch für mich war das Ganze eine doch zu einseitige Angelegenheit, im Gegensatz zu The New Roses. 

Black Stone Cherry mögen eine gute Band sein und weltweit Support Act diverser Bands wie Bad Company, Motörhead oder ZZ Top gewesen sein. Für mehr reicht es allerdings nicht wirklich. 

Die Runde geht deshalb an die Jungs von The New Roses.

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Dee Snider vs. Alice Cooper

 

Es ist das Giganten-Duell der Superlative: in der rosa Ecke ist Dee Snider, 64 Jahre jung und seit insgesamt 46 Jahre auf der Bühne, davon 43 Jahre als Frontman von der Glam Rock-Band Twisted Sister. 

In der schwarzen Ecke steht Vincent Damon Furnier von 1964 - 1974 Frontmann der Band Alice Cooper. Im selben Jahr nahm der mittlerweile 71-Jährige Schockrocker den Namen der Band an und startete seine Solokarriere. 

Zusammen sind sie 135 Jahre alt und stehen seit 97 Jahre auf den Bühnen dieser Welt.

Besonders Jungspund Snider legte los wie die Feuerwehr. Die kurze Bühnenverlängerung war sein Lieblingsplatz, so nahe bei den Fans wollte er sein. Zu Beginn gab es einen kleinen Englischkurs. «FUCK YEAH» schrie er ins Publikum und so schalte es zurück. «Ihr sprecht alle sehr gut englisch» lobte er seine Fans, die schon zu Beginn seines Auftritts richtig durchstarteten und sehr viel Spass mit seinen Best of-Set aus Twisted Sister-Zeiten hatten. Dee Snider war bestens gelaunt und war der Aktivste auf der Bühne, beeindruckend diese Power von ihm. Es war für Snider allgemein ein spezieller Abend, da Seine Frau und ein Teil seiner Familie dabei waren. 

Sein Auftritt war in allen Belangen etwas vom Besten, dass man in diesem Festivalsommer gesehen hat. 

 

Alice Cooper war hatte die fast unlösbare Aufgabe, diesen grossartigen Auftritt zu toppen. Der Pfarrerssohn aus Detroit fuhr aber schon beim Intro schweres Geschütz auf und begrüsste die vielen Besucher hinter ihren Smartphones in seinem «Horrorcastle». Wo Snider auf die pure Energie seiner Musik verliess, setzte Alice Cooper auf viel Theaterspektakel mit einer zweistöckigen Bühne. Ein Sarg als Deko und bereits beim ersten Song «Feed My Frankenstein» kam der legendäre, übergrosse Frankenstein auf die Bühne. 

Cooper selbst bewegte sich ein wenig gemächlicher als Snider, für die Action sorgte seine attraktive Gitarristin Nita Strauss, die immer wieder über die Bühne wirbelte und ihrem Social Media-Namen «Hurricainenita» gerecht wurde. 

Alice Cooper packte einen Klassiker nach dem anderen aus der Mottenkiste aus. Mit dem Fans kommunizieren ist aber nicht sein Ding. Es geht bei ihm um die Musik und um das Erzählen von Geschichten. Das ist es, was die Fans wollen und an dem sie Spass haben. Als Überraschung kam bei seinem standesgemäss letzten Song «School’s Out» Dee Snider auf die Bühne. Die Beiden performten den Klassiker zusammen und setzten mit dem Twisted Sister-Klassiker «We’re Not Gonna Take It» gleich noch einen drauf. Die Gelegenheit, diese beiden Superstars auf einer Bühne zusehen, wird wohl in unserem Land einmalig bleiben und macht diesen grossartigen Tag am Riverside Festival unvergesslich.

Der Sieger in diesem Gigantenduell ist dennoch Dee Snider, der mit wenig Showelementen, das Publikum fast zwei Stunden zum Ausflippen brachte. Alice Cooper ist immer gut aber immer gleich, da nützte selbst das imposante Bühnendesign nichts. 

 

Darauf ein «FUCK YEAH»!

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Kaum am Sonntag in Aarburg angekommen, weinte der Himmel ganz kurz. Petrus war wohl nicht der Einzige, der traurig war, dass die fünfte Ausgabe des Riverside Festival bald vorbei. Aber drei Konzerte gab es ja noch. Den Beginn machten die vier Brüder von 77 Bombay Street. Sie kündeten eine Unplugged Show an. Wird das gut gehen, einfacher Radio Rock akustisch? Ganz klar ja! Die Jungs brachten auch ohne Unterstützung ihrer elektrischen Gitarren viel Drive in ihre Songs. 77 Bombay Street überzeugten mit neu arrangierten Songs und begeisterten das junge Publikum vor der Bühne. Dennoch war die Spielzeit von gut einer Stunde optimal, so konnte keine Langeweile aufkommen. 

 

Evanescence vs. Within Temptation

 

Noch nie sind die beiden Bands, die zu den erfolgreichsten des Symphonic Metal gehören, zusammen am selben Tag, am selben Festival aufgetreten. Aarburg erlebte also eine Weltpremiere.

Es ist ein Duell USA (Evanescence) gegen Europa (Within Temptation) aus Holland und zwei Powerfrauen mit Stimmen, die nur auf den ersten Blick Gemeinsamkeiten haben. 

Die Amerikanerin Amy Lee wirkte monoton und wurde schnell langweilig. Evanescence sind bestimmt gute Musiker, als Band wirkten sie aber blass und konnten mich als neutralen Besucher nicht fesseln. Nach wenigen Songs war mir der Einheitsbrei zu langweilig. 

Ganz anders der Auftritt von Within Temptation mit Frontfrau Sharon den Adel. Die aus dem Gothic (bis 1996) kommende holländische Band überzeugte mit einem theatralischen Beginn. Sharon kam im weissen Mantel mit Kapuze und einer Flagge auf der Schulter tragend, langsam schreitend auf die Bühne und eröffnete mit «Raise Your Banner» vom aktuellen Album «Resist». 

Es war der Beginn einer mitreissenden Show mit Feuer, viel Spielfreude und einigen Interaktionen mit dem Publikum, zwei Stunden begeistern konnte. 

Within Temptation machten gegenüber Evanescence vieles anders und für mein Empfinden alles richtig. 

Wer sich von diesen beiden Bands ein eigenes Bild machen will, bekommt schon nächsten Frühling die Gelegenheit. Evanescence und Within Temptation kommen zusammen auf Europa Tour und machen am 12. April 2020 Im Hallenstadion Zürich halt. 

 

Das letzte Openair 2019 ist Geschichte. Klarer Sieger aller Duelle ist Dee Snider, dicht gefolgt von Within Temptation und Alice Cooper. 

Das Riverside Festival und das Route 66 bot über drei Tage gute Unterhaltung für jung und jung gebliebene. 

 

Für die nächste Ausgabe ist bereits The BossHoss bestätigt. Early Bird Tickets sind ebenfalls schon erhältlich. In diesem Sinne Howdy Cowboys und Girls auf nach Aarburg.

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