30. Dezember 2017
Eluveitie & Friends VII
Halle 622
Zürich
Der Festschmaus war verdaut, die Geschenke ausgepackt und zum Umtausch bereit gelegt. Also Zeit sich den wichtigen Dingen des Lebens zu widmen, wie beispielsweise einem Metalkonzert.
Die Schweizer Pagan Metal Band Eluveitie veranstaltete bereits zum siebten mal ihr «Eluveitie and Friends»-Festival. 2014 und 2015 feierte die international begehrte Band noch in der Eishalle Wetzikon, 2016 zog die Band nach Pratteln ins Z-7 um.
Nun also ein weiterer Umzug nach Oerlikon in die Halle 622. Eine sehr sympathische Location, die für Konzerte dieser Grössenordnung bestens geeignet ist.
Pünktlich betrat die Tessiner Alternative Melodic Metal Band Dreamshade die Bühne und versuchte im blauen Nebel das Publikum zu erreichen. Die Stimmung war, passend zum Bandnamen, noch etwas schläfrig. Die Jungs um Sänger Kevin Calì gaben sich alle Mühe das Publikum zu begeistern, was sicher keine leichte Aufgabe war. Die Visitenkarte, die sie hinterlassen haben, durfte sich sehen lassen.
Danach machte sich keine herkömmliche Band bereit. Da standen Geigen, Cello, Keyboard und zwei Akustik-Gitarren.
Haggard ist eine deutsche Death Metal Band mit viel klassischem Einfluss und bestehen offiziell aus zwölf Bandmitgliedern. Leider war nicht das ganze Ensemble von Halle im Saarland nach Zürich angereist. Die klassischen Einflüsse von Mozart, Vivaldi, Puccini und weiteren grossen Komponisten waren unüberhörbar. Leider zeigte sich das Publikum nicht bereit für soviel musikalisches Können. Ich hatte das Gefühl, dass die Halle 622 ebenfalls der falsche Ort für diese instrumentale Kraft ist. So war ich hin- und hergerissen, ob ich das Gehörte jetzt gut finden soll? Stellt man sich Haggard in eine Kathedrale wie dem Zürcher Grossmünster oder einen klassischen Konzertsaal wie die Tonhalle oder gar das Opernhaus, begeistern die Deutschen zweifellos.
Sehr sympatisch war der Ausflug von Sänger Asis Nasseri mit Gitarre als die Sopranistin Janika Groß ihr Solostück gesungen hat. Zurück auf der Bühne machte er gewisse unbelehrbare Eltern darauf aufmerksam, dass man Kinderohren schützen muss. Begriffen haben es wohl die, die es anging, nicht. Aber der Versuch war es wert.
Nach der Klassik Lehrstunde kam die erste Pagan Metal Band. Equilibrium aus dem Oberbayrischen Maisach wurden 2001 von Gitarrist und Keyboarder René Berthiaume gegründet. Berthiaume ist noch das letze aktive Gründungsmitglied. Obwohl Robert „Robse“ Dahn (seit 2010)
Deutsch gesungen hat, war nicht viel von den Texten zu verstehen. Doch langsam kam Bewegung ins Publikum, nicht nur der Bierstand wurde öfters besucht, man sah immer mehr Besucher beim Headbangen. Equilibrium war sicher ein grosses Zuschauermagnet und für viele ein Grund, nach Zürich zu pilgern. All jene die wegen den Deutschen kamen, wurden sicher nicht enttäuscht.
Man muss es nicht erwähnen, dass die Schweden von Tranquillity ausgezeichnete Musiker sind. Mit der Melodic Death Metal Band Dark kam eine wahre Grösse dieses Genre nach Zürich.
Neben In Flames, At the Gates und Soilwork gehören Sänger Mikael Stanne zu den prägenden Musiker der Göteborger Schule des Melodic-Death-Metal.
Ihre Live-Qualitäten sind weit ausserhalb von Skandinavien geschätzt. Es war nicht verwunderlich dass sie mit grossem Abstand die beste Band des Abends waren. Soundtechnisch sehr gut abgemischt, dazu waren sie die einzigen mit einer grossen LED-Wand. So untermalten sie ihre Show, perfekt dezent inszeniert.
Dark Tranquillity überzeugten schlicht auf der ganzen Linie.
Mit 30 Minuten Verspätung betraten die Lokal-Matadoren von Eluveitie die Bühne.
Will man ihren Auftritt in einem Satz umschreiben, wäre das: «hatten und gaben sich Mühe».
Die Winterthurer gaben sich sichtlich Mühe und ihr Publikum konnte nach der langen Europa-Tour trotz den zahlreichen Wechseln eine eingespielte Band erwarten. Leider ist der Funke bei mir nie übergesprungen. Es schien, als ob die Luft bei der Band nach der langen Reise draussen ist. Man wollte einfach noch schnell ein letztes Konzert für die heimischen Fans geben. Verglichen mit den vorangegangen Bands an diesem Abend, waren Eluveite einfach nur eine Enttäuschung. Es gab nichts was mich noch in der Halle 622 halten konnte. Schade. Mein grossartiges Konzertjahr ging so mit einer Enttäuschung zu ende.