5. Mai 2018
1. Internationales
Burlesque Festival Zürich
Plaza Klub
Das Staraufgebot am ersten «Internationalen Burlesque»-Festival in Zürich war gigantisch. Allen voran Michelle L’amour. Die aus Chicago stammende Amerikanerin zählt seit 2009 zu den Top 5 des «21st Century Burlesque Magazin». Ihr erster Auftritt überhaupt in Zürich wurde mit Spannung erwartet. Michelle wurde den Vorschuss-Lorbeeren in jeder Hinsicht gerecht. Diese perfekt choreografierten Bewegungen, kombiniert mit dem Spiel mit dem Publikum, kurzum ihre gesamte Präsenz war gewaltig und bis in die hinterste Ecke des Plaza Klub zu spüren. Ich war förmlich elektrisiert von dieser Performance.
Der zweite Szene-Superstar war Loulou D’Vil mit ihren heissen Kurven. Sie brachte das Zürcher Publikum ziemlich zum Schwitzen. Die gebürtige Finnin gehört in Zürich schon fast zum Inventar, dennoch begeisterte sie einmal mehr. Die 2013 zur Miss Exotic gekürte Tänzerin spielt zusammen mit Michelle L’amour in einer eigenen Liga und sind zu recht die Headliner an diesem Abend.
Ein Festival braucht aber nicht nur grossartige Headliner, sondern viele Talente und gestandene, routinierte Künstlerinnen, die die Spannung aufbauen und das Publikum zum Jubeln bringen. Eine davon ist die Italienerin Bianca Nevius. Eine tolle, klassische Burlesque Performerin. Bianca verzauberte das Publikum mit ihrem italienischen Charme und einer unwiderstehlichen Ausstrahlung.
Für akrobatische Abwechslung sorgte der einzigartige Sammy Dinneen. Der Boylesque Performer zeigte seine Hand Balance-Nummer. Kraft und Ausstrahlung, gepaart mit höchster Präzision, umschreiben seine grossartige Darbietung.
Die Zürcher Lokalmatadorin Minouche von Marabou konzipierte für das Festival eine ganz neue Performance. Sie kam als Erste auf die Bühne, zog die Handschuhe aus und verschwand wieder hinter dem Vorhang. Mir war ja bewusst, dass heute das Programm etwas dichter gedrängt war, aber so eine kurze Nummer vom Schweizer Headliner? Das kann es doch nicht gewesen sein. Und so war es natürlich auch. Minouches Nummer war in fünf Akte aufgeteilt. Minouche war also durch den Abend immer wieder zu sehen. Man durchschaute den Gag zwar bald, aber das machte nichts. Es war etwas komplett anderes und dennoch eine typische Performance für Minouche von Marabou, die immer mit ihren neuen Kreationen zu überzeugen weiss.
Es folgten die grossartige Asha Jones, die mit einer afrikanisch inspirierten Performance die Lebensfreude und geheimnisvolle Exotik des Schwarzen Kontinent auf die Plaza Bühne brachte.
Bei der Pariserin Marie le Corre traf Ballett auf Akrobatik, nur auf Zehenspitzen balancierte sie auf Flaschen und Gläser. Man spürte einmal mehr die Spannung im Publikum
Gelernt hat Marie die Balance an der Zirkusschule in Québec (Kanada) und an der Nationalen Zirkusschule von Châtellerault (Frankreich). Die Professionalität merkte man als ein Glas kippte, Marie stellte es wieder hin und brachte die Nummer zu Ende.
Natürlich gab es für die Newcomer aus der Secret follies Burlesque Schule ebenfalls eine Chance, Erfahrung auf der grossen Showbühne zu sammeln. Lulu Wite liebte spürbar die jazzige Atmosphäre der20er-Jahre. Grosse Federfächer und selber gemachte Kostüme gehörten ebenfalls zu ihrem sehr gelungnen Auftritt. Loulou wird ihren Weg in der Burlesque-Szene bestimmt machen.
Nicht weniger talentiert ist Miss Marla Medusa. Die Lausannerin hatte mit ihrem hypnotischen Blick das Publikum fest im Griff. Mit Marla hat die Schweiz einen grossen aufgehenden Stern am Burlesque-Himmel.
Dann war da noch der Host: Reuben Kaye ist im Plaza genau so auf der Inventarliste wie die Scheinwerfer an der Decke. Seine Gesangseinlagen sind voller Energie, genau wie seine Moderation. Der gebürtige Australier kennt die Szene und die Künstlerinnen und Künstler aus dem Effeff. Reuben kommt nicht aufgesetzt rüber und liebt die Interaktionen mit dem Publikum. Schlüpfrig ist sein Humor schon, er passt jedoch immer zur Situation.
Mit dem «Internationalen Burlesque»-Festival geht eine tolle und unvergessliche siebte «Ohh lala Chérie»-Season zu Ende.
Das Festival war ein würdiger Höhepunkt mit einem tollen Cast und dem gewohnt euphorischen Zürcher Publikum.
Am 6. Oktober heisst es wieder «The Show must go on» bei der ältesten Burlesque Revue «Ohh lala Chérie»