10. Juni 2023
Greenfield Festival Tag 3
Militär Flugplatz Interlaken
Nach zwei unglaublich tollen und abwechslungsreichen Tage auf dem Flugplatz Interlaken will man gar nicht über den letzten Tag nachdenken.
An der Pressekonferenz wurde eine sehr Positive Bilanz gezogen. Mit rund 84’000 Besucher*innen konnte man den Rekord vom Vorjahr bestätigen. Und auch sonst konnten die Veranstalter auf ein friedliches Festival ohne nennenswerte Zwischenfälle zurückblicken.
Neben dem musikalischen Angebot bot das Festival allerlei Nebenschauplätze im Campingbereich. Da war der Mittelaltermarkt, der mit Attraktionen wie Axtwerfen oder mit entsprechender Musik und einer Feuershow aufwartete.
Neu war das Shelter 666 «Wasteland» Eine art interaktives Theater im Stile von den «Mad Max»-Filmen. Die Steampunk-Kostüme waren schon sehr eindrücklich und mit Liebe zum Detail gemacht. Diese von allen Seiten gelobte Erneuerung ersetzte den wenig beachteten Lunapark.
Es ist gut möglich das im nächsten Jahr das Shelter 666 «Wasteland» ausgebaut wird.
Nach der Presse Konferenz war vor dem ersten Konzert des letzten Tag.
Die St. Galler Punk Rock Band NOFNOG weckten die zum Teil langsam müden Knochen der Besucher*innen, bevor es mit Anti-Flag im gleichen Genre weiter ging.
Mit Lizzy Hale und ihrer Band Halestorm gab es mitten im Nachmittag den erste von drei Teilen Frauenpower. Lizzy gab schon vom Hintergrund der Bühne den Ton an und liess nur erahnen, was da für eine Stimmliche Urgewalt über den Flugplatz donnern wird. Die Gitarristin und ihre drei Musiker gaben bei ihrem 45 Minuten Gig alles und danach war noch Gesprächsthema, wie gut die Rockband aus Red Lion, Pennsylvania doch war.
Auf der kleinen Bühne ginge es gleich weiter mit Taylor Acorn und einer weiteren aussergewöhnlichen Frauenstimme aus den USA. Gemäss Google ist ihr Sound aus der Alternative Rock und Indie Schublade. Für mich waren da auch Country und Folkrock-Einflüsse zu hören. Auf jeden Fall eine grosse Entdeckung an diesem Festival. Da will man einfach mehr davon hören.
Manch eine*r mag sich die Augen gerieben haben als im Line Up The Boss Hoss auftauchte. Die Berliner Band macht doch Country Rock und kein Metal. Genau das tun sie und zwar auch schon am Wacken Open Air und diversen anderen Festivals aus dem Metal Genre, wieso also nicht auch in Interlaken? Mit einer energiegeladenen und heissen Show waren sie sicher ein Farbtupfer im schwarzen Metal Line-up. Der Platz vor der Bühne war jedenfalls gut besucht.
Die Dritte Frauen Stimme an diesem Tag war wieder auf der kleinen Bühne zu hören. Destroy Boys, das sind Sängerin Alexia Roditis, Gitarristin Violet Mayugba und Schlagzeuger Narsai Malik. Die Punk Band wurde 2015 in Sacramento, Kalifornien gegründet.
Für einmal war der Publikumsaufmarsch vor der Eiger Stage nicht so gross. Ich muss zugeben, mich konnte das Trio auch nicht fesseln.
Es zog mich wieder zur Jungfrau Stage, wo sich die Australier Wolfmother nach längere Abwesenheit den Weg an Greenfield fanden. Stoner Rock ist nicht gerade das, was man täglich hört. Wolfmother begeistern aber mit ihrem Sound der für einmal nicht zum Feiern einlud, sondern mehr zum Zuhören.
Nach Emil Bulls auf der Eiger Stage, ging es auf der Jungfrau Stage mit den Berliner Mittelalterband In Extremo weiter. Die Deutschen um Sänger und Gründer Michael Robert «Das letzte Einhorn» Rhein, waren schon oft am Greenfield und in der Schweiz zu sehen. Die Berliner lieben die Schweiz und das Publikum liebt die Berliner. Textsicher wurde da jedes alte oder neuere Lied mitgesungen, das sogar Das Letzte Einhorn beeindruckt eine kurze Verschnaufpause brauchte. Gänsehautstimmung wie man sie nur live erleben kann.
Nach der Kalifornischen Hardcore Band Lionheart auf der Eiger Stage, ging es mit den Schwedischen Melodic Death Wikingern Amon Amarth unter Odins wachsamen Auge auf eine wilde Seefahrt. Mit viel Feuer zeigten Sänger Johan Hegg und seine Männer, wieso sie seit Jahren zu den besten ihres Genre gehören.
Für mich war Amon Amarth zumindest fototechnisch der letzte Headliner an diesem Greenfield.
Während sich der eigentliche Headliner, Slipknot, bereit machte, pilgerte ich ein letztes Mal zur Eiger Stage, um das Festival mit den Schwedischen Avatar persönlich abzuschliessen.
Avatar sah ich Anfang Jahr in Zürich und war schon damals begeistert von ihrer nicht ganz alltäglichen Show. Sänger Johannes Eckerström, sieht sich auch gerne als Zirkusclown und lässt dies immer wieder während dem Set durchblicken. Kindisch? Nein, keineswegs, verspielt anders und sehr unterhaltend.
Obwohl Avatar doch einen recht grossen Namen in der Metal Szene ist, störte es die Göteborger keine Sekunde, nur auf der Nebenbühne zu spielen. Im Gegenteil, sie zogen hoch motiviert ihre Show durch und begeisterten diejenigen, die keinen Bock auf Slipknot hatten.
Mit einem halben Auge beachtete ich noch kurz das geschehen auf der Hauptbühne. Mich lies die Band aus Iowa aber kalt. Slipknot ist ein grosser Name, konnte mich aber nie begeistern.
Das Greenfield war bis auf ein paar wenige ausnahmen eine gelungene musikalische Entdeckungsreise gewesen. Von der Vielseitigkeit her war es das beste Greenfield, welches ich bisher besucht habe.
Nächstes Jahr wird das einzige Metal Festival volljährig. Das muss gefeiert werden und zwar vom 13. - 15. Juni 2024. Die Wildcard Tickets waren innert weniger Stunden ausverkauft die Early Bird Tickets sind zu einem reduzierten Preis erhältlich.
Das Line-up wird gegen Ende Jahr bekannt gegeben.